Wann lernt eine Führungskraft Führung?

 
 
 

Letztens habe ich mehrere Workshops mit jungen Berufsanfängern Anfang 20 durchgeführt - Frauen, Männer, in einem Workshop sogar ausschließlich Frauen. Über 90 Prozent dieser jungen Leute gaben an, auf jeden Fall eine Führungsposition anzustreben. Fachkarriere lehnten die meisten ab.

Diese Einstellung an sich soll hier nicht ver- oder beurteilt werden.

Nur - was macht denn eine Führungskraft den lieben langen Tag so?

Das konnte mir in den Workshops kaum jemand klar beantworten.

„Projekte leiten“.

Aha. Was bedeutet das denn?

„Aufgaben verteilen“, „Menschen leiten“, „schauen, das jeder macht, was er soll“, „Entscheidungen durchsetzen“, „Prozesse verbessern“.

Oha.

Nächste Frage: Wann eignet Ihr Euch als Führungskraft?

Überwiegend Schweigen. „Entscheidungsstark sein“. Später folgte: „Menschen anleiten können.“

Dann eine Menge treuherzige Blicke und die Versicherung: „Das lernt man in der Position.“

Das ist schon süß. Und natürlich nicht falsch, nur wäre es schön, wenn Führungskräfte ihre Erfahrung nicht ausschließlich auf dem Rücken von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sammeln.

Vorschlag: Wie wäre es, wenn ich mich, sobald ich weiß, dass ich mich für Führungspositionen interessiere, mit Führung beschäftige? Führungskräfte befrage, ältere Mitarbeiter über ihre Erfahrungen mit Vorgesetzten befrage, die eigenen Führungskräfte beobachte und Rückschlüsse ziehe. Seminare besuche?

Reaktion: Überraschtes Schweigen.

Schließlich: „Man bekommt doch von den Unternehmen Seminare bezahlt, wenn man Führungskraft wird.“

Immerhin zeigten die meisten von sich aus die Bereitschaft, dazuzulernen. Das ist schon viel.

Mich hat nach den Workshops vor allem eine Frage beschäftigt: Wie interessiert man - junge wie ältere - Menschen dafür, was gute Führung ist? Wie weckt man Bewusstsein, dass auch Menschen mit kommunikativer Begabung, gutem Sozialverhalten und Entscheidungsfreude noch eine Menge über Führung lernen können, damit sie den tatsächlichen Anforderungen als Führungskraft gewachsen sind?

Führung ist nicht nur „Bestimmen, bessere Gehaltsstufe und mehr Ansehen“.

Die größte Überraschung für alle Teilnehmer: Wir lernen sehr viel über Führung, während wir selbst geführt werden. Egal ob von einer Horror-Führungskraft oder guten Führungskraft. Hier erkennen wir besonders nachdrücklich, was funktioniert und was nicht. Wenn wir uns dann noch dafür interessieren, WARUM etwas gut oder schlecht funktioniert, ist das schon eine große Erkenntnis.

Damit hat sich auch die Frage beantwortet, die fast alle Workshopteilnehmer:innen brennend interessierte: „Was mache ich, wenn ich mich auf eine Position bewerben will, die Führungserfahrung voraussetzt, ich aber noch keine habe?“

Führungserfahrung sammeln wir nicht nur, wenn wir selbst führen, sondern bereits als „normale“ Mitarbeiter, wenn wir darauf achten, wie wir geführt werden. Natürlich kommen in der Position der Führungskraft noch einmal andere Aspekte dazu.

Könnte es sein, dass eine gute Führungskraft gerade auch bewusst Erfahrungen als Mitarbeiter:in gesammelt hat?

Vielleicht ist deshalb eine wunderbare, einfache und viel zu selten angewandte Übung für Führungskräfte der gedankliche und systemisch durchgespielte Positionswechsel, wenn es mal hakt. Was will ich als Mitarbeiter:in? (Und das bitte nicht „von oben aus“ beurteilt, sondern aus der Position der Mitarbeiter). Wie kommt bei mir als Mitarbeiter:in das, was ich als Führungskraft sage, an? Verstehe ich die Ansagen der Führungskraft oder fehlen wichtige Informationen und Erwartungen, die unausgesprochen bleiben? Wieviel Anleitung ist erforderlich und hilfreich und wann empfinde ich es als Eingriff in MEINE Arbeit?

Die Übung gibt Führungskräften bereits erstaunlich gute Antworten auf die Frage, warum ihre Mitarbeiter nicht so gut arbeiten, wie sie sich das wünschen.

Zu Führung gibt es auch einen neuen Kurs: Women Leadership https://www.udemy.com/course/women-leadership/?couponCode=MTST7102224A2

Für die mentale Stärke ebenfalls ein neuer Kurs: Residenz stärken https://www.udemy.com/course/resilienz-starken/?couponCode=MTST7102224A2

Neu - Onlinekurs "Resilienz stärken"

 
 

Immer mehr Menschen fühlen sich gestresst. Egal, ob jung oder alt, viele geben in Umfragen an, dass sie sich nur noch schwer in der Lage fühlen, den Alltag zu bewältigen, sowohl beruflich wie privat. Noch schwerer tun sie sich damit, Erholung zu finden. Die Entwicklungen der letzten Jahre scheinen dazu beigetragen zu haben, dass wir immer mehr unter Druck geraten. Was kann man tun, um nicht unterzugehen? Wie schaffen wir es, einen klaren Kopf zu behalten und das Geschehen in unserem Leben und unserem Umfeld gelassener zu erfahren?

 
 

In diesem Kurs lernst Du die Dynamik zwischen Deinem Umfeld, Deiner Wahrnehmung und Deinem Stressempfinden verstehen. Der Kurs bietet Informationen und praktische Übungen, um auf diese Dynamik selbstbestimmt Einfluss zu nehmen und wie wir trainieren können, aus akuten Stressgefühlen auszusteigen.

Der Kurs richtet sich an jeden, der nach Möglichkeiten sucht, zu mehr Gelassenheit, Leistungsstärke und Wohlbefinden zu gelangen.


  • Verstehe die Dynamik zwischen Umfeld, eigener Wahrnehmung und Stressempfinden

  • Lerne eigene Stressmuster zu erkennen und

  • Erfahre, wie Du darauf Einfluss nimmst, um sie zu verändern

  • 2 Stunden Kursmaterial mit mehr als 40 Lektionen

  • Praktische Übungen


Egal, ob Du Vorkenntnisse besitzt oder Dich noch nie mit mentalen Vorgängen in Dir selbst und anderen beschäftigt hast, wirst Du lernen, wie Du mehr Einfluss darauf gewinnst, wie Du Situationen wahrnimmst und in ihnen handelst.

Egal ob im beruflichen oder privaten Kontext, wir können lernen, mit fordernden Situationen neu umzugehen. Damit schützen wir nicht  nur unsere Gesundheit, sondern sind gleichzeitig in der Lage, bessere Leistung zu erbringen und sogar unsere Zeit mehr zu genießen.

In diesem Kurs stellst Du Dir Dein Toolkit für mehr Selbsteffizienz und mentale Stärke zusammen.

Wie komme ich zu mehr Ruhe?

 
 

Wenn ich mit Klienten arbeite, ist ihr Wunsch sehr oft: Ruhe. Ich möchte mehr Ruhe für meine Hobbys, mehr Ruhe bei der Arbeit, mehr Ruhe zum Lesen, Kochen, Handwerken etc, mehr Ruhe, um neue Ideen umzusetzen.

„Einfache“ erste Schritte sind Zeitmanagement, Optimierung, Grenzen setzen gegenüber Dritten etc.

Aber was passiert, wenn dann die Zeit da ist? Sehr oft gibt es eine große Enttäuschung bei den Klienten.

„Ich weiß gar nicht, was los ist, aber ich fühle mich total unter Druck. Ich versuche, so viel wie möglich in die Zeit hineinzupressen, oder weiß gar nicht, womit ich anfangen soll.“

Ähnlich ist die Situation, wenn ein drohender Burnout am Arbeitsplatz erfolgreich verhindert werden konnte. Im Job hat die Klientin umstrukturiert, evtl. sogar den Job gewechselt, entschleunigt, sich neue Gewohnheiten angeeignet und alles läuft erstmal. Pu.

Dann kommt nach ein paar Monaten die große „Überraschung“:

„Ich bringe in meine Freizeit die Hektik, die ich vorher im Job hatte. Ich fange an, meine Familie anzutreiben, werde nervös, wenn andere beschäftigt sind und ich mich aufs Sofa setzen und die Füße hochlegen könnte. Es geht nicht. Ich bekomme Herzrasen.“

Wir legen zu häufig den Fokus ausschließlich auf den Job. Die Arbeitswelt ist Schuld, da kommt der Druck her, die Hektik, der Stress. Aber das ist nur ein Auslöser.

Wir selbst haben Treiber in uns, die uns mehr oder weniger anfällig dafür machen. Und diese Treiber haben wir auch in unserer Freizeit.

Deshalb bringt es oft nicht dauerhaft Verbesserung, einfach die Arbeitszeit zu reduzieren oder den Job zu wechseln oder aufzugeben.

Wir gehen in einer ungesunden Weise mit uns, unserer Zeit und unseren Wünschen um. Hier gilt es, anzusetzen und uns zu fragen, warum wir das machen.

Sei es, dass wir ständig dafür sorgen, dass es anderen gut geht - es wird immer jemanden geben, der unsere Unterstützung gebrauchen kann, so dass wir nie Zeit für uns und unsere Projekte haben werden.

Oder es müssen erst alle Pflichtaufgaben erledigt sein - erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Doch es gibt immer eine Pflichtaufgabe: Putzen, Abwasch, Einkauf, Steuererklärung, Aufräumen, Arzttermine. Wenn es dann wirklich einmal keine Pflichtaufgabe zu erledigen gibt, setzt Unsicherheit ein: Kann ich mich wirklich einfach hinsetzen und lesen? Habe ich nicht irgendetwas vergessen? Was wollte ich eigentlich machen?

Andere stellen fest, dass die ständige „Arbeit“ offenbar ein Vorwand war, um sich den Wunschprojekten nicht stellen zu müssen. Es war gar nicht der Job, der uns abhielt, ein eigenes Unternehmen zu gründen, ein Buch zu schreiben, einen Schrank zu tischlern. Der Job war die Ausrede, dem Wunsch nicht zu folgen.

Nicht immer sind sich die Betroffenen darüber bewusst. Das Umfeld schon eher. So rief mich letztens eine Frau an mit dem Anliegen: „Ich brauche einen Termin, denn mein Mann geht jetzt in Rente. Das wird eine Katastrophe für uns, wenn ich mich nicht darauf vorbereite. Er liebe ihn, aber ich habe sehr viele Projekte, die mir Freude bereiten und für die ich Zeit haben will.“

Familie und Beziehung sollte nicht einfach zum Lückenfüller werden, wenn der Job reduziert wird, oder wegfällt. Denn dann wird eben die Ehe optimiert. Change Management in Haushalt und Garten, die Freunde könnten auch mal mehr Struktur oder Bewegung vertragen…

Es ist schön zu sagen, „Familie ist mir wichtig“. Aber auch Familienmitglieder haben ihr eigenes Leben.

In den meisten Fällen, in denen wir uns mehr Ruhe, Zeit, Freiheit, Kreativität wünschen, führt kein Weg daran vorbei, dass wir uns als erstes mit uns selbst beschäftigen müssen.

Wie ticke ich? Inwieweit könnte ich Anteil an der Situation haben, die mir nicht gefällt? Könnte es sein, dass ich selbst unbewusst dafür sorge, dass ich nicht tun kann, was ich mir wünsche? Was kann ich alleine dafür tun, dass ich glücklich bin?

Für einen Klienten hieß die erste Übung: „Setze dich für zehn Minuten auf das Sofa, während die Familie im Haus ist. Widerstehe dem Drang: zu schauen, was die anderen machen, ob es etwas zu helfen, zu erledigen oder zu organisieren gibt. Denke nicht daran, was repariert oder gepflegt werden müsste. Erst an dem Tag, an dem du diese Ruhe erträgst, kannst du dich fragen: „Was würde ich gerne tun?“