Teamqualitäten in der Chefetage: Warum sie entscheidend sind für den Unternehmenserfolg


 
 

Zusammenarbeit in Teams ist ein Thema, das in der Geschäftswelt viel Beachtung finden. Unternehmen investieren viel Zeit und Geld in Teambuilding-Seminare für ihre Mitarbeiter und in diesen liegt große Betonung auf Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit, Zusammengehörigkeit und auf dem Einsatz für ein gemeinsames Ziel.

Seltsamerweise wird in der Chefetage immer noch oft angenommen, dass diese Werte und Teamfunktionen dort von selbst vorhanden sind.

Ein Klient, Seniorpartner in einem etablierten Unternehmen, sah sich kürzlich mit diesem Problem konfrontiert. Sein Unternehmen, das seit 30 Jahren erfolgreich am Markt agierte und mittlerweile 10 Partner:innen umfasste, stand vor dem Zusammenbruch. Nicht finanziell, sondern weil zwei vor drei Jahren eingestellte Partner:innen intern nicht mehr tragbar waren. Nun kann man sich von Partnern noch schwieriger trennen als von langjährigen Mitarbeitern mit Kündigungsschutz. Am Ende stand eine teure Spaltung des Unternehmens.

"Ich dachte immer, in der Chefetage läuft es anders", sagte er. Doch die Chefetage ist im Kern eben auch ein Team.

Obwohl Führungs-Seminare gern die Vorbild-Chefs:innen hervorheben, entspricht das nicht immer der Realität. In vielen Chefetagen überwiegen Einzelgänger:innen, die zwar fachlich brillant und durchaus freundliche Menschen sind, aber keine Teamplayer. Weder gegenüber der Belegschaft, noch gegenüber den Partner:innen.

Da in der Geschäftsführung die Befugnisse normalerweise klar aufgeteilt sind, haben manche Unternehmer die Einstellung, man könne sich in der Chefetage aus dem Weg gehen, solange die Aufgaben jeweils gut erfüllt werden. Je mehr Leute in der Chefetage, desto mehr Kompromisse werden bei der Zusammensetzung gemacht.

Warum sollten Teamqualitäten in der Chefetage eine große Rolle spielen?

Reicht es nicht aus, dass alle fachlich kompetent und erfolgsorientiert sind? Die eigenen Ziele hinter dem gemeinsame Ziel zurückstellen - das ergibt sich doch in der Chefetage von selbst, oder nicht?

Was für Mitarbeiterteams gilt, muss erst recht in der Chefetage gelten. Das ist aber (auch dort) nicht immer der Fall. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass das gemeinsame Ziel in vielen Fällen auf "möglichst viel Umsatz generieren" reduziert wird, um damit persönliche Ziele zu verwirklichen, die im Vordergrund stehen.

Das trifft umso häufiger zu, je später die Partner:innen in das Unternehmen kommen und es nicht von Grund auf mit aufgebaut haben. Viel Umsatz generieren ist natürlich ein wichtiger Aspekt, aber als übergeordnetes Ziel nicht geeignet, um ein Team - oder ein Unternehmen - auf Dauer zusammenzuhalten.

Oder wie ist es mit: Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Loyalität und Respekt?

Bei der Auswahl neuer Partner:innen bleibt oft unbeachtet, wie sie mit den Mitarbeiter:innen umgehen.

Dabei zeigt sich immer wieder: wie sie mit den Mitarbeitern umgehen, gehen sie auch mit den Partnern um, wenn es mal hart auf hart kommt.

Im obigen Fall unseres Klienten wurde schmerzhaft deutlich, was es bedeutet, Teamqualitäten bei der Auswahl der Partner:innen außer Acht zu lassen. Die neuen Partner:innen brachten zwar frischen Wind und Umsatzpotenzial mit, aber ihre mangelnde Teamorientierung führte zu gravierenden internen Konflikten. Die Partner:innen kämpften nicht nur gegen die Konkurrenz, sondern auch gegen die Partner:innen. Es wurde ohne jeden Respekt in fremde Befugnisse eingegriffen, meist mit dem Argument der Kosteneffizienz und Leistungsoptimierung. Es wurden mehr Rechte und Anteile gefordert, jeder Vorteil ausgereizt und der Ton gegenüber Mitarbeitern war im allgemeinen hoherrschaftlich.

Die Situation spitzte sich in den Augen des Klienten zu, als eine langjährige Mitarbeiterin kündigte. „Sie fühlte sich dem Unternehmen stark verbunden, so dass ich endlich begriff, dass unsere Versäumnisse zu groß geworden waren.“ Zu lange hatte man die Neuen verändern lassen, was das Unternehmen einmal ausgemacht hatte. "Wir haben die Kritik der Mitarbeiter überhört, die wachsende Fluktuation heruntergespielt, und stattdessen immer wieder Eingeständnisse gemacht. Die Umsätze waren insgesamt sehr gut. Die Mehrheit von uns wollte sich nicht auseinandersetzen", gestand der Klient. „Wir haben viel zu tun und jeder möchte seine Ruhe.“ Leider nicht ganz jeder.

Als die alten Partner:innen versuchten, gegenzulenken, eskalierte die Situation. Die neuen Partner:innen akzeptierten keine Grenzen und begannen den internen Kampf. "Mir ist noch nie von Partner:innen offen gedroht worden. Das war ein Novum", sagte der Klient. Danach spaltete sich die Chefetage in zwei Lager, denn es gibt auch dort immer Personen, die sich lieber auf die Seite der vermeintlich Stärkeren bzw. Lauteren stellen.

„Ich habe meine Arbeit immer geliebt, aber plötzlich verspürte ich eine Müdigkeit und teilweise sogar eine Unlust, die Büroräume zu betreten“, sagt der Klient. Trotzdem dauerte es noch einige Monate bis es ihm und ein paar anderen Partner:innen reichte und ihnen die Aufspaltung des Unternehmens lieber war als alles andere.

Was hätte man anders machen können?

1.Vor der Auswahl neuer Partner:innen hätte man sich ganz bewusst gemeinsam auf die Unternehmenswerte verständigen sollen. Das erkannte der Klient für sich.

„Wir dachten, das wäre nicht nötig, weil es jahrelang gut lief. Aber deshalb war uns gar nicht bewusst, warum es gut funktioniert hatte“, sagt er. „Wären wir uns dieser gemeinsamen Werte bewusst gewesen - über unseren Unternehmenszweck hinaus - hätten wir auch bei den Kandidaten darauf geachtet, ob sie diese unterstützen.“

2.Teamqualitäten sind auch bei der Auswahl in der Geschäftsführung nicht außer Acht zu lassen.

„Wir machten uns Sorgen, dass wir den Anschluss verpassen könnten und mehr Bereiche abdecken müssten. Wir suchten neue Schubkraft und Erfahrung, am besten mit bestehenden Kontakten.“ Gesagt getan. „Die neue Dynamik hatten wir dann. Nur ganz anders als gedacht. Sie ersetzte die gesamte bisherige Dynamik.“

Und das drehten nur zwei von zehn Partnern um?

„Wir hätten es verhindert, wenn wir von Anfang an mehr auf die Zusammensetzung unserer Chefetage geachtet hätten. Das fing nicht erst mit diesen letzten beiden Personen an, es begann schon Jahre davor. Nur hatten wir immer Glück, dass die Mehrheit unserer Ursprungswerte noch überwog, aber das war eher Zufall.“ Damit war die Möglichkeit für die beiden Neuen da, die Geschäftsführung zu zersetzen. „Rückblickend hatte es was von einem Tumor, der sich langsam überall reinfrisst“, stellte der Klient fest.

Ein Unternehmen zu führen bedeutet nicht nur Verantwortung und steten Einsatz im Außen, sondern auch steten Einsatz im Inneren.

„Der ursprüngliche Kern der Chefetage war unterschiedlich im Charakter, aber uns allen war immer ein gutes Miteinander wichtig, unter uns Partner:innen und mit unseren Mitarbeitern“, erzählte der Klient. „ Die meisten von uns sind Einzelgänger, allerdings recht soziale. Deshalb hatten wir aber auch wenig Bewusstsein für Teamqualitäten und ihre Bedeutung. Was wir nicht bemerkt haben war, dass es immer mehr Arbeit bedarf, eine solche Atmosphäre aufrecht zu erhalten, je größer das Unternehmen wird. Diese Arbeit muss als erstes in der Chefetage erledigt werden. Trotz all der Tagesarbeit, die zu tun ist.“

Denn der Fisch stinkt immer vom Kopf her.

Schneller merkte eine andere Klientin, wohin die Reise mit ihrer Partnerin ging. Beide seit mehreren Jahren in derselben Branche selbständig tätig, schlossen sich zu einer Firma zusammen. Das gemeinsame übergeordnete Ziel schien auch gegeben „Frauenempowerment“. Nur stand dieses gemeinsame Ziel nicht bei beiden im Vordergrund.

„Nach wenigen Monaten merkte ich, dass die Partnerin zwar die Vorteile des Unternehmertums genoss, aber ansonsten lieber wie eine Angestellte arbeiten wollte. Das war wahrscheinlich der eigentliche Grund, dass sie sich zusammenschließen wollte.“ Leider kann man unter Partnern nur schwer eine Probezeit vereinbaren. Aber immerhin war hier noch Gelegenheit, sich ohne große Verluste wieder zu trennen. „Ich hätte mir diese Erfahrung ersparen können“, gestand die Klientin. „Aber ich habe bei meiner Entscheidung nur auf Fakten geachtet wie Berufserfahrung, Kontakte, die mitgebracht wurden, Qualifikationen. Menschlich schien es recht gut zu passen, das reichte mir. Den Rest habe ich als selbstverständlich vorausgesetzt.“

Auch zwei Leute bilden bereits ein Team. Es heißt nicht umsonst Partnerschaft. Sozius bedeutet „Begleiter, Gefährte, Freund“. Gefährten muss man auch auf längere Zeit an seiner Seite ertragen können.

Interessanterweise hat sich nie der Begriff Familie dafür durchgesetzt. Gern wird aber Teams und Abteilungen gepredigt, die Mitarbeitenden sollten sich „wie eine Familie“ fühlen. Der Vergleich hinkt leider. Denn Hand auf’s Herz, das System Familie ist für Therapeuten und Coaches ein unerschöpflicher Quell an Klienten mit Problemen, die darin wurzeln. Und so manches Familienunternehmen zersplittert in der Chefetage, weil Teamqualitäten dort nicht existieren.

Fazit:

Natürlich muss man fachlich für die Chefposition geeignet sein und außerdem ein gewisses Unternehmer-Mindset mitbringen. Doch gehören zu diesem Mindset auch Teamqualitäten. Sie sind auf Dauer ebenso entscheidend für den Unternehmenserfolg. Deshalb ist es eine gute Sache, wenn sich auch die Geschäftsführung eines Unternehmens in regelmäßigen Abständen zusammenfindet - im besten Fall sogar mit Moderation - und zwar nicht, um geschäftliche Entscheidungen zu besprechen, sondern um sich daran zu erinnern, dass sie ein Team sind und was ein Team ausmacht.

Immer mehr Fehlzeiten wegen Depression und Angststörungen - wie kommt es dazu?

 
 

In der letzten Zeit gab es Artikel zu dem Thema (u.a. tagesschau.de), dass laut Studien immer mehr Fehlzeiten bei Mitarbeitern auf psychischen Probleme beruhen. Dabei werden Depressionen, Anpassungs- und Angststörungen genannt. Die Zahl solcher Krankschreibungen steigt rapide nach Angabe der Krankenkassen und sei besorgniserregend und alarmierend. Aus dem Zuwachs der Fehlzeiten wird der Schluss gezogen auf einen Zuwachs schwerer und langwieriger Fälle. Ob dieser Schluss wirklich zwingend ist, ist fraglich. Leider wird immer betont, dass die Belastungen allein am Arbeitsplatz liegen müssen.

Ist das so?

Die Praxis zeigt mir, dass an das Thema viel umfassender herangegangen werden muss und die Betroffenen in allen Lebensbereichen Überlastungen und Druck spüren.

Um gesund zu werden ist für die Betroffenen weniger die Frage wichtig: wo genau rührt die Belastung her?, sondern vielmehr: wie erlebe ich Belastungen? Wie reagiere ich darauf und wo (und wie) ziehe ich meine Grenzen?

Warum häufen sich die Krankschreibungen wegen psychischer Erschöpfung?

Eigentlich ist es kaum verwunderlich. Seit Corona kommen die Menschen aus den schlechten Nachrichten nicht mehr heraus. Der Fokus wird in allen gesellschaftlichen Bereichen - un den Medien - überwiegend auf Negatives gerichtet. Kriege, Wirtschaftskrisen, Engpässe, Klimakatastrophen, sozialer Abstieg, Armut, Pflegekrise. Die Liste ist unendlich. Dazu werden negative Prognosen aufgestellt, die Betonung liegt dabei auf allen Aspekten, die nicht stimmen. Wird über Maßnahmen zur Verbesserung geredet, wird gleichzeitig betont, welche negativen Auswirkungen und Einschränkungen diese Maßnahmen auf das Leben der Einzelnen haben wird.

Unter einer solchen negativen Dauerbefeuerung brechen viele Menschen zwangsläufig zusammen.

Weil wir als Kinder nicht gelernt haben, in gesunder Weise mit schlechten Nachrichten umzugehen. Die einen wurden von allem Negativen abgeschirmt, den anderen wurde vermittelt, dass die Umstände grundsätzlich schlecht, einschüchternd und für den Einzelnen unveränderbar sind.

Vor allem aber lernten die meisten von uns eines nicht: einen gesunden Abstand einzunehmen. Damit ist nicht ignorieren oder leugnen gemeint. Aber auch nur eine emotionale Distanz zu Situationen einzunehmen ist vielen fremd und wird gesellschaftlich oft nicht einmal akzeptiert.

Diese emotionale Distanz (nicht Taubheit) hält uns aber gesund, unseren Verstand klar und unsere Entscheidungsfähigkeit aufrecht.

Das trifft übrigens nicht auf alle Menschen zu: es gibt Menschen, die aus heißen Diskussionen und emotionalen Dramen Energie ziehen. Ob Ekstase oder Aggression, sie können nur besonders starke Emotionen wirklich spüren. Ihnen geht es in diesen Situationen gut, auch, wenn sie das nicht so bezeichnen würden.

Die Mehrheit von uns aber braucht diesen Level nicht zum Leben und kann ihn auf Dauer auch nicht aushalten.

Ist immer der Job Schuld?

Nicht immer ist der Job der alleinige Auslöser für die Erschöpfungs- oder Angstzustände. Er ist nur leider für die meisten auch keine Erholung von den alltäglichen negativen Eindrücken. Es wird in Unternehmen zwar immer mehr über Burnout und Mitarbeitergesundheit geredet, gleichzeitig wird trotzdem mehr Leistung gefordert in kürzerer Zeit. Aufgrund von Personalmangel, Wirtschaftskrise etc. Anders geht es angeblich nicht.

Wir reden an allen Ecken von Entschleunigung und die Meditations-Bücher und -Apps überschwemmen den Markt. Doch außerhalb der Bücher und Apps arbeiten wir nur an Beschleunigung. Selbst die Urlaubsplanung wird für die meisten zum Leistungsstress.

Es entstehen diffuse Ängste, die eigenen vermengen sich mit denen der Mitmenschen, ohne das wir sie auseinander halten. Wir sind uns nicht einmal bewusst, wie sehr wir uns (stressenden) Einflüssen von Außen aussetzen, gerade auch in unserer Freizeit.

Vollkommen überfordert sind Körper und Geist irgendwann so ausgelaugt, dass depressive Verstimmungen fast schon zwangsläufig sind.

Dazu kommen handfeste physische Belastungen, denn viele erholen sich immer noch von den Folgen der Coronaerkrankungen. Auch hier wird allgemein erwartet, dass alle wieder so funktionieren wie vor vier Jahren. Es werden also auf der einen Seite die Belastungen und Herausforderungen dieser Zeit betont und auf der anderen Seite darf das keine Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen haben.

Was kann man nun selber tun, wenn man psychisch in diese Negativspirale geraten ist?

Müssen psychische Erkrankungen wie Angstzustände und depressive Zustände wirklich immer lange Behandlungen erfordern? Dies ist eine Sichtweise - eben eine von vielen -, die negativ fokussiert ist, ohne Ausnahmen und Alternativen zuzulassen.

Gerade spontan auftretende depressive Zustände und Erschöpfungs- und Angstzustände sind oft gut zu behandeln. Hier gibt es seit vielen Jahren schon zahlreiche Methoden, die allesamt eins gemeinsam haben: Den Betroffenen helfen, den Fokus zu verändern, mit dem eigenen Körper wieder in Kontakt zu treten und das eigene Verhalten und Denken zu lenken.

In Angstzuständen und Depressionen haben wir die Kontrolle abgegeben. Wir fühlen uns machtlos, unbedeutend, überfordert.

Sind die Umstände denn etwa nicht schlimm, die Hektik im Büro, die Ansprüche von Außen, die Kriege, das Klima?

Natürlich sind diese Umstände da. Doch was in unserem Inneren abläuft, das können wir selbst bestimmen. Wie sehr wir uns mit den äußeren Dramen identifizieren und „eins fühlen“, das bestimmen wir. Ob wir uns darin verlieren oder lebens- und handlungsfähig bleiben, das liegt bei uns. Nur haben wir nie bewusst gelernt, wie wir das machen.

Nicht immer ist es notwendig in langen Therapien in der Vergangenheit zu wühlen und sie zu analysieren, um psychische Probleme in der Gegenwart zu lindern. Denn wir erleben diese Stimmungen im Jetzt, was bedeutet, wir kreieren sie im Moment. Natürlich hilft die Kenntnis der Vergangenheit, um das eigene Verhalten zu verstehen, aber die Aufmerksamkeit sollte ausgewogen verteilt werden auf Ursprungsforschung und konkreter Selbsthilfe in der Gegenwart.

Lernen, sich selbst zu helfen

In vielen Fällen ist es bei meinen Klienten sogar notwendig, erst einmal nur Selbsthilfetechniken für den Augenblick zu erlernen, um den eigenen Zustand zu verbessern.

Erst dann sind wir in der Lage, uns den Ursprüngen unserer Probleme zu stellen. Schwimmen wir noch im Sud unserer Machtlosigkeit, Überforderung, Ängste und Sorgen - wie sollen wir da eine Lösung finden?

Wenn wir erlebt haben, wie wir selbst unser Denken und Fühlen positiv beeinflussen können, wenn auch nur für einen Augenblick oder einen Tag, dann können wir erst die Möglichkeit akzeptieren, auch dauerhaft Änderungen zu erreichen.

Meditation ist ein Weg, wieder mit dem Inneren und den eigenen Fähigkeiten in Kontakt zu kommen. Für viele ist aber Mediation zu hoch angesetzt. Mediation ist anspruchsvoll und nicht schnell nebenbei gelernt. Die meisten von uns sind viel zu sehr im Außen gefangen, um sich auf eine Meditation einlassen zu können. Da braucht man Methoden, die einen dort abholen, wo man gerade ist.

In den meisten Fällen wird eine erstaunliche Wirkung erzeugt, wenn es gelingt, nur für wenige Augenblicke die Aufmerksamkeit nach innen zu richten und den Automatismus im Denken und Fühlen zu durchbrechen. Dabei eignen sich Techniken, die auch sensorisch sind, weil es uns so schwer fällt, den Kopf „frei“ zu bekommen.

Um psychische Gesundheit zu fördern (und damit auch unsere physische), ist es wichtig zu erkennen, wie wir selbst - jeder individuell - die äußeren Umstände im Inneren repräsentieren und mit ihnen umgehen. Gleichzeitig die Vielfalt kennenzulernen, wie man damit umgehen könnte. Und schließlich zu lernen, wie wir tatsächlich unser Empfinden von und unseren Umgang mit Situationen ändern können, selbst, wenn wir derzeitig nicht sehen, was wir im Außen ändern könnten.

Interessanterweise ergeben sich danach oft Änderungschancen im Außen, mit denen man nicht gerechnet hatte.

Hierauf liegt letztlich der Schwerpunkt in meinen Sitzungen und das (Wieder-)Erlernen dieser Fähigkeiten ist Hauptinhalt in unseren Seminaren zum Erlangen mentaler Stärke und Unerschütterlichkeit.

Einen kleine Übung zum Schluss, um akute Stresssituationen, Angstzustände oder starke emotionale Belastung zu unterbrechen:

1. Lege die Hand aufs Herz

2. Konzentriere dich vollkommen auf dein Herz. Stelle es Dir zum Beispiel als warmes, helles Feld vor

3. Atme für zwanzig Sekunden tief ein und aus und zähle die Atemzüge, mit der Aufmerksamkeit ganz bei Deinem Herzen

4. Frage Dein Herz, was Du jetzt für Dich tun sollst

Forschungen des HeartMath Institute in Californien haben ergeben, dass die Konzentration auf das Herz, die Ausschüttung von Stresshormonen messbar reduziert. Wenn die Aufmerksamkeit vom Kopf zum Herzen geht, führt das augebnlicklich zu einer Entspannung im Körper und aktiviert hormonelle Abläufe, die uns unter anderem helfen, wieder klar zu denken.

KI - ein Beispiel, wie man Zukuntsängste in den Griff bekommt und wieder handlungsfähig wird

 
 

KI ist derzeit in aller Munde. Die einen lieben sie und würden sie am liebsten überall und jederzeit einsetzen, die anderen verdammen sie und wünschen, sie wäre nie entwickelt worden. Dann gibt es natürlich noch alle Nuancen dazwischen.

Dieser Artikel soll sich nicht mit den Vor-, Nachteilen, oder Risiken einer KI befassen. Sie dient als Bespiel, wie wir uns mit selbst gemachten (nicht unbedingt ausgedachten) Dramen in unsrem Kopf den Schlaf rauben und uns handlungsunfähig machen.

(vermeintliche) Zukunftsängste bewältigen

Drei Klienten machten sich größte Sorgen, dass ihre Dienstleistungen, die sie mit ihren Unternehmen anbieten, durch den Einsatz von KI den Markt verlieren werden. Die Sorgen darüber sind teilweise so groß, dass sie diese Menschen den ganzen Tag und am besten noch die Nacht begleiten.

Dabei wurden Szenarien durchgespielt, wie die Kunden abspringen, Interessenten von KI-Angeboten angelockt und abgelenkt werden, wie das Geld ausgeht, die Firma geschlossen werden muss etc. etc.

Artikel wurden in der Presse und im Internet verfolgt und überwiegend wurden natürlich solche Artikel gefunden, die die Ängste bestätigen.

Wo wir unseren Fokus hin ausrichten, werden wir auch etwas finden.

Wenn wir Angst haben, wollen wir meist mit dem, was uns Angst macht, überhaupt nichts zu tun haben.

Das Problem ist, dass wir die Angst damit nur bestärken. In vielen Fällen beruht die Angst zu einem großen Teil auf dem Unbekannten. Wir fühlen uns hilflos und unterlegen. Solche Gefühle machen uns vor allem eins - handlungs- und entscheidungsunfähig. Normalerweise bezieht sich unsere Angst auf etwas in der Zukunft. Also etwas, das wir noch gar nicht mit hundertprozentiger Sicherheit im vollen Umfang wissen, sondern nur vorwegnehmen können.

Nehmen wir mal die KI als Beispiel:

Zwei der Klienten neigten anfangs dazu, alles was damit zu tun hat, kategorisch abzulehnen. Sie wussten überhaupt nicht, wie das Ganze funktioniert. (Zugegeben, auch Programmierer können kaum erklären, wie KI funktioniert, wenn man sie fragt.) Schon gar nicht, wollten sie die Funktionen, die es bisher gibt, ausprobieren.

Die Kommentare blieben zunächst immer dieselben: „Bald können wir dicht machen“, „das ist alles eine Katastrophe und ungerecht“ und „ich muss mir eine andere Tätigkeit suchen, aber welche“.

Wie hilft man sich selbst aus einem solchen Angstzustand heraus?

1. Zugeben, dass man Angst hat

Klingt selbstverständlich. Aber keiner der drei Klienten hatte gesagt, er oder sie habe Angst. Da war nur Wut, Ärger, Ablehnung und Widerstand.

Eine deutliche Veränderung gab es in dem Augenblick, als sie sich eingestanden, dass hinter der Wut und Ablehnung Angst stand. Außerdem eine Enttäuschung, weil erwartet wurde, dass zukünftig die eigene Arbeit nicht mehr gewertschätzt würde. Vor allem aber stand da die Angst.

2. Abstand nehmen

Egal wie schwer es fällt, mach Dir klar, dass Du nicht Deine Angst bist. Solange Du in der Angst bist, kannst Du Dir auch keinen Überblick verschaffen, nicht hinterfragen, nichts objektiv beurteilen.

Deine Angst ist ein Gefühl in Dir und nicht im Außen. Manche Bedrohung ist nur für Dich eine, für andere nicht. Bei anderen Dingen hätte jeder Angst, trotzdem gibt es Menschen die mit der Situation erfolgreich oder zumindest besser umgehen als andere. Um Alternativen zu finden, brauchst Du also Abstand, indem Du aufhörst, die Angstgedanken und Visionen ungebremst im Kopf laufen zu lassen. Wenn Dir das schwer fällt, stell Dir die Angst gegenständlich im Raum vor und tritt davon mindestens zwei Meter zurück.

3. Licht ins Dunkel bringen

Besonders anstrengend für die Betroffenen sind diffuse Ängste. Da hört man viel „man“, „alle“, „die“.

„Die sind ja alle der Meinung, dass KI den Job viel besser kann.“

Frage: „Wer sind denn die?“

Nun, nach einigem Nachdenken war die Antwort, dass es einige Journalisten sind, einige Entwickler, und Personen aus dem Bekanntenkreis ohne weitere Fachkenntnis.

Das sind aber nicht „alle“ Menschen, oder?

Nein, es wurde dann eingeräumt, dass man hier und da durchaus schon auf Gegenstimmen gestoßen war aus denselben Kreisen.

Der nächste Schritt stieß auf einigen Widerstand.

Nämlich, sich mit der KI zu beschäftigen, und zwar mehr, als nur die Schlagzeilen und ein paar Artikel in der gängigen Presse zu lesen.

Wo gab es wirklich fundierte Berichte und Erklärungen? Wie sind tatsächlich die Entwicklungen im jeweiligen Tätigkeitsbereich zur KI? Was wäre mit einem Test?

Kaum zu glauben, aber Erwachsene Menschen können erstaunlich lange etwas aufschieben, an das sie nicht ran wollen. Doch irgendwann konnte die Angst überwunden werden.

Es führte nicht dazu, dass plötzlich drei Fans der KI erstanden. Aber die Zweifel und Kritik wurden fundierter, genauso schrumpfte die Angst zu weitaus besser zu kontrollierender Skepsis. „Also KI kann zwar a, b, c. Aber x, y, z kann sie nicht. Eventuell könnten Nachteile bei der KI-Verwendung auch dies und das sein. Da wäre meine Dienstleistung besser.“

Aha.

4. Wie geht man mit den Erkenntnissen um?

Erst, wenn sich die Angst gelichtet hat und die verbleibende auf fundierte Tatsachen gestützt werden kann, ist man in der Lage Lösungen zu finden.

Kann ich das, was mir Angst macht, umgehen? Nicht immer muss man sich mit etwas abgeben im Leben, das einem Angst macht.

Wenn man die Person oder den Umstand aber nun einmal nicht umgehen kann, ist die Frage: kann ich damit oder daneben (gut) leben?

Je mehr die Klienten über KI in ihrem Tätigkeitsbereich wussten, desto mehr sahen sie, wie sie sich positionieren konnten. Zwei von Ihnen kamen sogar schnell auf Ideen, wie sie ihre eigene Arbeit durch Nutzung von KI verbessern konnten und gleichzeitig durch die Betonung ihrer Alleinstellungsmerkmale Kunden an sich binden oder zu sich holen konnten.

Sie konnten wieder schlafen, sie konnten wieder Spaß an der Arbeit haben und sich auf das Wesentliche konzentrieren: die nächsten Schritte in ihrer Weiterentwicklung.

Natürlich wissen wir nie genau, was morgen ist. Es kann so kommen, oder auch ganz anders. “Die Hände in den Schoß zu legen und zu verzweifeln” bringt uns jedoch mit Sicherheit nicht weiter und wir fühlen uns währenddessen auch noch miserabel.

Ein Klient entschloss sich, nebenher weiterhin in Gedanken nach neuen Tätigkeitsfeldern zu suchen, auf die er ausweichen, oder sich ausweiten könnte. Es beruhigte ihn.

In unserer Welt gibt es kaum noch etwas, das sich nicht verändert. Und die Veränderung geschieht immer schneller. Aber trotzdem bleibt eine Vielfalt.

Die Industrialisierung verdrängte viele kleine Produktionen. Heute aber gibt es immer noch bzw. sogar wieder mehr Menschen, die nach Einzelstücken suchen, nach Handarbeit, die kleine Besonderheiten aufweist. Es gibt sogar Menschen, die Gegenstände aus der Massenproduktion in fast allen Bereichen ablehnen. Und dafür sind sie auch bereit zu bezahlen.

Der eine Patient mag den einen Arzt, der andere bevorzugt einen anderen. Ein Mandant lobt seine Anwältin, die nächste Mandantin ist komplett enttäuscht von dem Service. Dabei sind alle diese Dienstleister vielleicht fachlich gleich gut.

Tatsächlich beruht ein Großteil von unsren Ängsten auf Pauschalierung, ohne die immer währende Vielfalt zu beachten. Das wird zusätzlich durch Trends in der Gesellschaft unterstützt.

Hast Du mal im Internet nach Anleitungen für etwas gesucht? Rezepte, Holzbearbeitung, Autoreparatur, Nähanleitungen, Musiklehrvideos? Kennst Du das, dass Du Dir mindestens zwanzig YouTube-Videos und zehn Artikel zum selben Thema angeschaut und gelesen hast, aber davon fandest Du letztlich nur zwei hilfreich und hast wirklich begriffen wie es gemacht wird? Und von denen fandest du nur in einem die Frage beantwortet, die für Dich bei den anderen Erklärungen offen geblieben war. Nur bei einer Autorin oder einem YouTuber hattest Du Spaß und bist bis zum Ende dran geblieben.

Das macht das besondere der einzelnen Dienstleistung aus. Ein Großteil von uns Menschen will nicht einfach nur Informationen. Es kommt auf das „WIE“ genauso sehr an. Natürlich kann man das Wie mit Hilfe von KI verbessern, aber die Qualität der Information müssen wir - zumindest vorerst - noch selbst haben.

Ich habe ein KI-Programm nach einer Anleitung gefragt, wie man Belege verstürzt (kommt beim Nähen vor) und nach einer Anleitung, wie man Schellackpolitur aufträgt (Möbelrestauration).

Für beides bekam ich wie gewünscht ausführliche Anleitungen und hatte grundsätzlich alle Informationen, die ich brauchte. Trotzdem hätte ein Anfänger nach diesen Anleitungen nie einen Beleg ordentlich verstürzen oder eine glatte schöne Schellackpolitur hinbekommen können. Es fehlten die kleinen Kniffe, die Anfängerfehler, auf die man nicht hereinfallen darf und die Variationen, auf die man achten muss. Auch auf Nachfragen hin blieben sie aus und es fehlte ein ganz elementarer Tip, damit eine Schellackpolitur nicht zur Vollkatastrophe wird.

Das ist auch mit vielen Anleitungen und Videos aus reiner Menschenhand der Fall. Nicht alle können gut, anschaulich, verständlich und mit fundierter langjähriger Erfahrung erklären.

Bei allen drei meiner Klienten brachte dieser Gesichtspunkt eine neue Sicht auf die unsichtbare „Konkurrenz“ und ihre Ängste und Sorgen.

Aber dies sollte ja kein Artikel zur KI werden, sondern zu Ängsten und Widerständen.

Wie gehst Du am besten zukünftig an Deine (Zukunft-)Ängste heran?

Egal, ob man Angst (oder Widerstand) vorm Verfassen der Steuererklärung, vor einer ärztlichen Untersuchung, vor einer neuen Tätigkeit, vor einem kreativen Projekt hat. So unterschiedlich diese Themen und ihre Relevanz im Leben sind - wenn wir uns in unserer Angst „gefangen“ fühlen, läuft meistens das gleiche Schema ab.

Wir haben in unserem Kopf ein negatives Bild bzw. ein Szenario aufgebaut.

Das überwiegt die Möglichkeit eines positiven Szenarios, wenn so etwas überhaupt in unserer Vorstellung existiert.

Woher wir die Vorstellung haben und wie sie sich entwickelt hat, können wir meistens nicht mehr sagen.

Allein weil es negativ ist, wollen wir uns nicht damit beschäftigen.

Das Problem ist, dass unsere große Angst normalerweise auf zu wenig Wissen, Informationen und Erfahrung beruht. Oft beruht sie lediglich auf Erzählungen anderer, auf Informationen aus zweiter Hand, die wir gar nicht verifiziert, sondern einfach abgespeichert haben.

Wenn wir das unbesehen akzeptieren, bleiben wir in Handlungs- und Entscheidungsunfähigkeit stecken. Was wiederum hervorragend ist, um Angst zu verstärken.

Wenn Du das nächste Mal etwas vehement ablehnst oder sogar die Angst dahinter spüren, dann hör mal genau hin:

Wie konkret kannst Du werden? Wovor genau hast Du Angst? Was genau befürchtest Du? Warum befürchtest Du das? Woher weißt Du das? Was genau lehnst Du ab, warum und worauf stützt Du das?

Sehr oft wirst Du feststellen, dass Du im Diffusen bleibst. In dem Moment, wo Du konkret werden kannst, wird die Angst schwächer und gleichzeitig konkreter. Wenn Du aber konkret weißt, wovor Du Angst hast, ist es leichter, die Wahrscheinlichkeit zu beurteilen, mit der das Befürchtete sich bewahrheitet. Was man dagegen tun kann, oder welche Möglichkeiten für einen bestehen.

Oft sind Menschen, die etwas wirklich Einschüchterndes erleben, sehr gefasst, wenn sie sich vorab damit auseinandergesetzt haben.

Auseinandersetzen ist ein sehr schöner Begriff, denn er verdeutlicht, was man nicht tun sollte: In nur einer Richtung etwas im Geist durchleben, sich vollkommen damit identifizieren und den Abstand verlieren. Das trübt natürlich den Blick und unseren Verstand.

Sich mit jemandem oder etwas Auseinandersetzen beinhaltet schon einen Abstand. Man hat Raum geschaffen, man kann besser sehen, was da vor einem ist.

Es ist eine alte Weisheit, aber wir vergessen sie sehr leicht: Das Schlimmste ist, vor unseren Ängsten wegzulaufen oder sich völlig darin zu verlieren. Beides fühlt sich oft sehr ähnlich an.

Das Beste was wir tun können ist, so unangenehm es sich anhört, sich die beängstigenden Umstände anzusehen und sich mit seinen Ängsten auseinander zu setzen.

Selbst wenn negative Konsequenzen bleiben, gewinnen wir zumindest wieder Kontrolle und sind in der Lage eigene Entscheidungen zu treffen. Allein das stärkt unser gesamtes Körpersystem, wie man mit kineosologischen Tests nachweisen kann. Das mindert die Angst.

Also, bei nächster Gelegenheit: nicht weg,- sondern hinschauen. Aber mit gesundem Abstand bitte.