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TLDR – New Work und noch mehr Zeitdruck?

Immer häufiger ist auch in geschäftlicher Kommunikation zu lesen: TLDR – Too long, didn’t read. Entweder kombiniert mit „höflicher“ Bitte um eine kurze Zusammenfassung oder einfach nur als ein schroffer Vorwurf zu einer Email oder zu einem Artikel: „Das lese ich so nicht, das ist mir zu lang!“

Effizienz und Schnelligkeit in der Arbeitswelt versus Achtsamkeit und innere Ruhe in der Freizeit

Wie lässt sich beides mit der Suche nach gesundheitsbewusstem Arbeiten zur Vermeidung von stressbedingten Krankheiten bis hin zum Burnout vereinbaren?

Auf der einen Seite steht New Work für mehr Freiheit, Flexibilität und Ausgleich. Auf der anderen Seite häufen sich Hacks und Hashtags für effizienteres – sprich Schnelleres – Arbeiten. Was sich in der Freizeit zeigt, zum Beispiel in der neuen Machart von Dokus, Filmen, Serien, oder der Beliebtheit von TikTok, setzt sich dann auch in unserem Arbeitsleben durch.

Oder ist es umgekehrt, beeinflusst unser Arbeitsleben unsere Freizeit viel mehr, als wir wahrhaben wollen?  Alles muss kürzer sein, komprimierter. Es geht darum, Zeit zu sparen und nicht zu lange an einer Sache dran zu bleiben. Um genau was zu erreichen?

Was macht das Streben nach Effizienz mit unserem Privatleben?

Auf der anderen Seite boomen Meditations-Apps, Einschlafhilfe-Apps, Achtsamkeits-Apps.

Könnte das damit zusammenhängen, dass wir auf der Jagd nach Freizeitausgleich, freiem Arbeiten und Mobilität immer weniger in der Lage sind, uns Zeit für die einzelnen Dinge – für uns selbst! – zu nehmen? 

Brauchen wir deshalb so dringend Meditationskurse?

Was genau ist Achtsamkeit?

Was ist Konzentration?

Wie lange ist es Dir heute noch möglich, Dich auf eine Sache zu konzentrieren?

Vor allem sollten wir uns bei der Jagd nach Effizienz und Zeitersparnis fragen: 

  • Was mache ich mit der Zeit, die ich spare? 

  • Genieße ich sie? 

  • Stopfe ich sie mit neuen Aufgaben, Informationskonsum und Arbeit voll? 

Nach dem Parkinsonsche Gesetz von Cyril Northcote Parkinson neigen wir Menschen leider überwiegend zu letzterer Alternative. Wir arbeiten noch mehr, oder zumindest “packen wir die Zeit voll”, vielleicht auch mit Enter(Info-)tainment. Selten fahren wir einen Gang runter oder nutzen die Zeit, um uns selbst einmal wieder zuzuhören.

Zeit sparen lohnt sich nur, wenn wir uns das Ersparte nicht stehlen lassen, wie es die grauen Herren in Michael Endes Roman Momo mit den Menschen tun. 

Zeit sparen sollte nicht auf Kosten unserer Gesundheit und unseres Wohlbefindens gehen. Sich Zeit für einen Artikel, eine E-Mail oder eine Tasse Tee zu nehmen, gehört zu einem achtsamen Leben. Das wird die New Work-Welt hoffentlich auch berücksichtigen. 

Du brauchst zum Glück nicht darauf warten und kannst es jetzt schon in Dein Arbeitsleben integrieren. Teilweise erfordert das, nicht mit dem Strom zu schwimmen und das kann sich merkwürdig anfühlen. Doch das verfliegt schnell.

5-Minuten-Tipp: Hör Dir doch mal zu

Setz Dich täglich fünf Minuten hin und sei einfach still. Du kannst ein Notizblatt und Stift neben Dich legen, musst Du aber nicht. Du hast keine Aufgabe, Du musst kein Mantra beten, Du musst nicht den Atem zählen. Stell Dir am Anfang der fünf Minuten eine Frage:

Was ist für mich wichtig?

Und dann warte einfach ab. Wenn nichts kommt, dann ist das okay. Frag Dich nicht, warum und geh nicht auf die gedankliche Suche nach Ideen. Wenn ein Gedanke oder ein Bild auftaucht, kannst Du Dir eine Notiz machen. Oder abwarten, was sich noch daraus entwickelt. Du wirst Dich auch fünf Minuten später noch dran erinnern ohne schriftliche Notiz. Verbringe ganz bewusst fünf Minuten mit Dir und hab ein offenes Ohr für Dich. So wie Du ein Kind auf den Schoß nehmen würdest, damit es Dir etwas erzählen kann, ohne dass Du auf Deinem Smartphone herum tippst.

Mach diese Übung mindestens 2-3 Wochen lang und wenigstens 3 Mal die Woche, wenn Du noch das Gefühl hast, dass Du nicht täglich 5 Minuten für Dich entbehren kannst.


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