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Wie Routine uns in Krisen Sicherheit gibt

Routine bringt uns voran 

Routine ist wichtig, wenn wir uns verbessern wollen, wenn wir ein Ziel erreichen wollen, wenn wir einen Zustand aufrecht erhalten wollen. Und Disziplin. Sorry, ich weiß, es klingt so unsexy, aber ohne Disziplin gibt es keine Routine. Wenn wir Abwechslung lieben, können wir einfach mehrere Routinen haben und die Reihenfolge wechseln. Es wird deshalb immer in Coachings geraten, Routine zu entwickeln, um Ziele zu erreichen. 

Routine hat aber noch einen anderen Nutzen. Wenn wir etwas gewohnt sind, erzeugt das in uns ein Sicherheitsgefühl. Um diesen Aspekt geht es in diesem Artikel. Nicht nur in großen Krisen, wie der derzeitigen weltweiten Lage, sondern auch in den alltäglichen Krisen, die hoffentlich einmal wieder die größten Sorgen sein werden, die wir im Leben haben. 

Routine stabilisiert und beruhigt trotz Chaos.

Wenn Sie Ruhe in Ihr Leben bringen wollen, dann ist Routine der beste Weg. Bringen Sie in so viele Tätigkeiten wie möglich eine Routine, dann wird Ihnen alles weniger chaotisch vorkommen. 

Kennen Sie Situationen, in denen Ihnen etwas große Sorge macht, Sie erschreckt, oder Sie das Gefühl haben, dass Sie über etwas im Leben keine Kontrolle haben? Dann beruhigt es uns, wenn wir Routinen haben, die wir trotz alledem weiter verfolgen. Sei es Sport, Kochen, Meditation oder Gartenarbeit. Auch die morgendliche Tasse Tee/Kaffee in Ruhe am Lieblingsplatz getrunken ist eine solche Routine. Wenn wir zur Ruhe kommen, haben wir nicht mehr das Gefühl, machtlos zu sein. Routine ist Gewohnheit und Gewohnheiten verankern in uns Ruhe, ohne dass wir sie uns erkämpfen müssen. Sie setzt automatisch ein, weil wir die neurologischen Pfade ausreichend tief und breit „getrampelt“ haben. Dann kann sich der Geist beruhigen und konsequenterweise unsere Emotionen. Und plötzlich können wir auch mit der erschreckenden Situation besser umgehen. 

Frisch gebackene Eltern sagen, was sie am meisten mit dem so heiß ersehnten Baby stresst, ist die Tatsache, dass es überhaupt keine „Normalität“ dh. Routine in ihrem Leben gibt. Und die gelassenen unter ihnen sind die, die diesen Zustand grundsätzlich akzeptieren, und dann beginnen, so viele Routinen wie möglich in angepasster Form beizubehalten. Oder neue zu kreieren.

Natürlich ist das schwierig, Routine durchzusetzen. Gerade gegenüber andren Menschen. Zum Beispiel wenn man einen Job hat, wo jeder etwas von einem will und jede Email Priorität zu haben scheint. Ich sage scheint. 

Ein Klient stellte einmal verärgert fest, dass er Anfragen in Hast und Eile beantwortete, nur um dann mitzubekommen, dass über seine Antwort noch weitere 5 Tage abgewogen wurde, oder das Thema einfach verschoben wurde! Und das war nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Und sicher ist er nicht der einzige mit dieser Erfahrung.

Routine durchsetzen

Oft scheint es undenkbar, aber erstaunlicherweise ist es fast immer möglich, andere Menschen an Routine zu gewöhnen. 

Ich habe in einer Rechtsabteilung erlebt, wie der vertretende Abteilungsleiter mit sturem Phlegma Emails erst dann beantwortete, wenn er die Aufgabe, die gerade vor ihm lag, beendet hatte. Anrufe, so er sie überhaupt annahm, hielt er höflich kurz und sagte, er rufe zurück. Anfragen von Mitarbeitern an seiner Tür wimmelte er nicht ab, aber wenn er merkte, dass es länger dauern würde und nicht wirklich „brannte“, erklärte er, er käme auf den Mitarbeiter zurück. Das Interessante ist, dass die Leute das akzeptierten. Manche murrten hinter der Hand in der Kaffeeküche oder witzelten darüber, aber was kümmerte ihn das? Denn tatsächlich sind die meisten Emails, egal wie dramatisch sie formuliert sind, nicht so dringend, dass alles verloren ist, wenn sie nicht sofort beantwortet sind. 

Es klappt auch, auf seiner Reihenfolge zu bestehen, wenn Sie nicht in der höheren Position sind. Haben Sie schon einmal mitbekommen, wie manche Chefs um die Assistentin herumschleichen, um ihr eine weitere Aufgabe zu geben, die sie gern schnell erledigt hätten? Wie sie fast schon den Kopf einziehen, wenn die Assistentin ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen, sagt, dass sie sich darum kümmern werde, sobald sie mit diesen ganzen anderen Sachen fertig sei? Und solange sie ihre Arbeit gut erledigt, akzeptiert das der Chef sofort. Es sind Leute, die sich nicht von „man macht das aber so…“ einschüchtern lassen, die ihre Routine durchsetzen.

Machen Sie sich nicht abhängig von Routine - sonst machen Sie sich verletzbar und machtlos.

Routine sollte allerdings nie abhängig machen. Bzw. Wir sollten uns nie von Routine abhängig machen. 

Denn was ist, wenn die Routine mal nicht durchführbar ist? Wir fühlen uns machtlos, frustriert und enttäuscht. Wenn wir beginnen, uns an Routine zu klammern, sind wir nicht mehr in der Lage, mit Veränderungen umzugehen und entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Das Leben bringt aber unweigerlich Veränderungen mit sich.

Wir sollten uns also bewusst machen, dass von einer Routine, die wir haben, nicht unser Lebensglück abhängt. Routine darf nicht zum Aberglauben werden - wofür Profisportler bekannt sind. Denn es ist nicht die Routine, die Ihren Erfolg und Ihre Zufriedenheit bestimmt, sondern Sie bestimmen, welche Routine Ihnen zu Erfolg und Zufriedenheit verhilft.

Wenn Ihnen Sport wichtig ist, aber Sie haben plötzlich so viel zu tun, dass Sie eine Zeitlang nicht dazu kommen, für 1 Stunde laufen zu gehen oder in den Kraftraum. Heißt das, dass Sie keinen Sport machen können? Für viele schon. Für andere hingegen, die sich nicht auf Routine fixieren, nicht. Sie machen ihre Squats während der 3 Minuten Zähneputzen, stehen vom Schreibtisch auf, um bürotaugliche Übungen zu machen und informieren sich über HIT Training oder Tabata, um morgens für 20 Minuten neben dem Bett Cardio und Muskelkraft zu trainieren. 

Manche Leute die krank sind, fangen an, währenddessen mental zu trainieren und schaffen es so mindestens, ihre Stimmung zu heben.

Bleiben Sie flexibel in der Routine.

Es ist also immer eine Frage, wie man mit den Umständen umgeht, die einem gegeben werden, und wie weit man sich in die Lage versetzt, neue Routinen zu schaffen. 

Ich hatte eine Zeitlang einen Weg zur Arbeit von jeweils 25 Minuten. Ich habe in der Zeit mehr Bücher gelesen und Hörbücher gehört, als in der Zeit davor oder danach. 

Man kann ein Buch mit festen Schreibzeiten am Tag schreiben, oder man macht es sich zur Routine, in JEDER freien Pause zu schreiben.

Voraussetzung, um sich Routine zu erschaffen, ist lediglich, dass man etwas erreichen will und bereit ist, eine Regelmäßigkeit in die Tätigkeit zu bringen, die man verfolgt. Selbst, wenn diese Regelmäßigkeit chaotisch erscheint.

Das gleiche gilt sogar für Meditation. Jeder kann meditieren üben, wenn alles still und gemütlich ist und man am besten mindestens 1 Stunde zur Verfügung hat. Haben Sie mal geübt, in einem Großraumbüro für 5 Minuten vollkommen zur Ruhe zu kommen, wenn alle um sie herum reden und telefonieren? Es geht, wenn sie es kontinuierlich üben. Wenn man will - also einen Grund hat - dann kann man alles überall machen.

Routine hält Sie handlungsfähig im Chaos.

Ein gutes Beispiel, wie wichtig Routine im Chaos ist, ist übrigens das Militär. Zwar scheiterten manche berühmten Einsätze an eben der mangelnden Flexibilität eines Befehlshabers, aber grundsätzlich zeigt die militärische Historie in allen Ländern der Welt, dass Routine desto wichtiger ist, je größer die Krisensituation, um Überblick, Ruhe und Handlungsfähigkeit zu behalten. Denn man kann sich gar nicht auf jede Art der Krise vorbereiten, man kann sich aber darauf vorbereiten, Ruhe zu bewahren.

In unseren privaten Krisen sind wir die Befehlshaber, und das nur über uns selbst. Wir sind dafür verantwortlich, Ruhe und Handlungsfähigkeit zu bewahren. Egal, ob wir gerade eine schwierige Phase in der Partnerschaft durchmachen, die berufliche oder soziale Lage unsicher ist oder zusammenbricht, oder es uns gesundheitlich nicht gut geht. Routine bringt Stabilität und kontinuierlichen Fortschritt in unser Leben. 

Nicht zu verwechseln ist dies mit Ausweichen und Verdrängen. Eine Routine einzuhalten bedeutet nicht, dass man sich mit der aktuellen Situation nicht auseinander setzt und den Kopf in den Sand steckt. Es bedeutet, dass man seinen Geist und seine Emotionen zur Ruhe bringt.

Auf den ersten Blick kann dies für einen Dritten wie Verdrängung aussehen. Deshalb sollten Sie, wenn Ihr Partner in einer Krise sich nicht sofort der Diskussion/Analyse stellt und stattdessen in den Garten, das Arbeitszimmer oder zum Sport geht, nicht wütend und enttäuscht sein oder versuchen, sie bzw. ihn festzunageln. Es bedeutet - vorerst - keine Verdrängung, sondern kann vielmehr zur Deeskalation und Lösung beitragen. 

Gerade in Zeiten, die beunruhigend sind, wie gerade jetzt mit einer Pandemie wie dem Corona Virus, helfen Routinen, Ihnen Ruhe zu vermitteln und das Gefühl, die Kontrolle zu behalten. Machen Sie es sich auch zur Routine, danach Ausschau zu halten, wie Sie das Beste aus einer Situation machen können. Was sind die Vorteile, wie könnte es Sie weiterbringen? Wie können Sie sich Momente des Glücks schaffen? Man kann es sich zur Routine machen, Lösungen zu entdecken.